Unterfeuer Eversand

Unterfeuer Eversand

Wer kennt ihn nicht, den Leuchtturm Obereversand an der Nordseite des Dorumer Hafenbeckens. Längst ist er zum Wahrzeichen Land Wurstens geworden. Der Stahlkoloss, der in diesem Jahr seinen 125. Geburtstag feiert, hat aber noch einem „kleinen Bruder“, das Leuchtfeuer Untereversand.

Abseits der heutigen Schifffahrtslinie steht der weiß-graue, viereckige Turm auf einem vierbeinigen Stahlgerüst auf dem Eversand im Wurster Arm. Im Gegensatz zu seinem großen Bruder hat der Untereversand zwar keine touristische Bedeutung, hat sich aber in das Weltnaturerbe Wattenmeer auf verblüffende Weise eingefügt. Findet man doch hier jedes Jahr rund 50 Kormoran-Nistpaare, die die alten Eisenstreben, Geländer sowie die Dachkonstruktion als idealen Grund für ihre Nester nutzen. Im Laufe der vergangenen 70 Jahre haben die Vögel den gesamten Turm zu einer reglerechten Vogelkolonie ausgebaut und aus Treibsel, Seetang sowie alten Tauen etwa 70 Nester gebaut. Entsprechend interessant ist das Treiben auf dem Kormoranturm während der Brutzeit. Sogar das Ausflugsschiff Wega II läuft von Fedderwardersiel aus den alten Leuchtturm an, um den Touristen den einmaligen Brutplatz der Kormorane zu zeigen.

Gebaut wurde der insgesamt 22 Meter hohe und 16 Meter über das Niedrigwasser aufragende Turm wie sein großer Bruder 1886/87 durch die Bremer Werft A.G. Weser im Auftrag der Hansestadt Bremen. 1923 nahm man die Richtfeuerlinie Eversand außer Betrieb, beide Leuchttürme wurden sozusagen arbeitslos. Da man durch Anbringung von Halterungen und Körben an den Außenwänden des Untereversands den Kormoranen beim Nisten half, entstand hier, einmalig an der deutschen Nordseeküste, ein Refugium für die schwarzen Seevögel, die von den Fischern gar nicht so gern gesehen werden. Kormorankolonien findet man normalerweise nur auf Bäumen und auf Klippen, dieser Turm wurde aber von einer Kormorankolonie angenommen. Jahrzehnte lang schwankte die Zahl der Kormorane auf dem Turm stark, die Population nahm stetig ab. Erst seit Mitte der 70er Jahre waren die Bestände stabil, seit Beginn der 90er Jahre steigen sie sogar wieder. Im Jahre 2014 sind verlässlich 52 Brutpaare registriert worden. Der Nachwuchs wird jedes Jahr auf etwa 150 Tiere geschätzt. ul

Standort: 53° 44' N | 008° 21' E, Betriebszeit 1887-1923, Feuerhöhe über Mittelwasser 16 m, Bauwerkshöhe 22 m, Kennung: gelöscht

ehem. Leuchtfeuer Untereversand